Wenn ein Bild misslingt – Vom Scheitern, Neubeginn und der Freiheit
- Birgit Schäfer
- 9. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Aug.
Manchmal passiert es einfach: Ich sitze stunden- oder tagelang an meinem nächsten Werk und der Pinsel gleitet über die Leinwand, ich arbeite mit Spachtel und unterschiedlichen Materialien und am Ende starre ich auf die Leinwand und merke, dass es einfach nicht "funktioniert" hat. Die Farben wirken matt, die Komposition ist auseinander gebrochen und der Funke springt nicht über. Für mich sind solche Momente eine echte Herausforderung und ebenso ein fester Bestandteil meines künstlerischen Prozesses. Und manchmal sind diese Momente auch die wertvollsten, wenn ich mich entscheide, eine Pause einzulegen und nicht gleich die nächste Schicht aufzutragen.
Vor einigen Monaten arbeitete ich an einem großformatigen Werk, das eine besondere Atmosphäre einfangen sollte. Nach Tagen intensiver Arbeit war ich frustriert: Das Bild fühlte sich tot an. Statt es sofort zu übermalen, habe ich es in die Ecke gestellt – und ein paar Tage Abstand gewonnen.
Manchmal entdecke ich in solchen Pausen Details, die ich vorher nicht wahrgenommen habe. Manchmal ist es aber auch der Moment, loszulassen und ganz neu zu beginnen.
Warum ist dieser Moment so wertvoll?
es zwingt mich, meine Komfortzone zu verlassen
es macht mich mutig für Experimente
es ermöglicht Weiterentwicklung
es gibt mir einen neuen Blick
es hilft mir, herauszufinden, was funktioniert und was nicht
es schärft meinen eigenen Stil
Für alle die kreativ werden wollen und sich nicht gleich Zufriedenheit einstellt:
Stell das Werk beiseite und schaue es Dir erst in ein paar Tagen wieder mit frischem Blick an.
Teile es mit anderen - manchmal sieht ein Freund / eine Freundin etwas ganz anderes in diesem Bild, was Dir Inspiration für das Weitermalen gibt.
Erlaube Dir, mit Deinem "misslungenen" Werk zu spielen. Es gibt ja nichts zu verlieren. Also los mit neuen Farben, neuen Kombinationen, neuen Materialien, anderen Werkzeugen oder Collage-Elementen.
Versuche für Dich aus der Erfahrung zu lernen. Was genau stört Dich? Die Farbe? Die Form? Die Idee? Der Bildaufbau? Wenn Du erkennst, was Dich stört, dann hilft es Dir beim nächsten Mal bewusster zu arbeiten.
Akzeptiere Deinen künstlerischen Zyklus - nicht jedes Werk kann ein Meisterwerk werden und das ist auch gut so. Auch Kunst lebt von Höhen und Tiefen - wie das wahre Leben auch. Trenne Dich von Deiner Erwartungshaltung jedes Mal ein tolles Werk zu schaffen.
Die Freiheit im Neubeginn
Ein misslungenes Bild ist kein Endpunkt. Es ist eine Einladung. Es erinnert uns daran, dass Kunst nicht aus fertigen Werken besteht, sondern vor allem aus dem Weg dorthin. Im Atelier darf man scheitern - und immer wieder neu anfangen. Und ganz oft entstehen dadurch wahre Meisterwerke.


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